Dass sich unsere Zahlungsarten und Kontostände immer weiter digitalisiert haben, ist eine schleichende Entwicklung, die sich von langer Hand angebahnt hat. Doch durch das Internet ging alles noch einen Schritt weiter. So hat der Onlinehandel auch die Digitalisierung des Geldes weiter befeuert. Zwar ist das Bargeld noch weit davon entfernt, komplett zu verschwinden. Doch auch beim Einkaufen vor Ort zücken immer mehr Menschen die Karte. Misstrauen und Scheu, die lange Zeit mit Blick auf elektronisches Geld vorherrschten, scheinen überwunden zu sein.
Ist elektronisches Geld die Zukunft? Und welche Arten von elektronischem Geld gibt es überhaupt? Wann spricht man überhaupt von elektronischem Geld? Und wird elektronisches Geld unser Bargeld irgendwann ganz ablösen? Darum und um alle relevanten Zusammenhänge soll es im folgenden Artikel gehen.
Was ist elektronisches Geld?
Im Kern kann man elektronisches Geld als reines Buchgeld bezeichnen, bei dem Geld einfach nur noch als Information ausgetauscht wird. Eine „elektronisches Geld Definition“, wenn man es im breitesten Sinne eingrenzen will, bezieht sich somit auf Geld, das in Bank-Computersystemen vorhanden ist. Dass Banken Kontostände in Computersystemen hinterlegen, ist nun wahrlich keine neue Entwicklung. Was sich jedoch mit der Jahrtausendwende und dem sukzessiven kommerziellen Durchbruch des Internets dramatisch verändert hat, ist die Relevanz, die elektronisches Geld seither für den Zahlungsverkehr gewonnen hat.
Digital abgewickelte, und somit elektronische Transaktionen, können auch nur mit elektronischem Geld bezahlt werden. Zwar wird auch der Wert von elektronischem Geld durch Fiat-Währungen gedeckt und kann insofern in eine physische, greifbare Form (Bargeld) umgetauscht werden. Jedoch hat sich elektronisches Geld aufgrund der schieren Bequemlichkeit, die der Onlinehandel ermöglicht, immer mehr durchgesetzt. Eine Gewohnheit, die nun auch an immer mehr Supermarktkassen und Co. Einzug erhält. Insbesondere junge Menschen zahlen immer weniger mit Bargeld.
Sind Kryptowährungen elektronisches Geld?
Theoretisch sind auch Kryptowährungen elektronisches Geld. Doch wirtschaftlich wollen sie diese Rolle nicht so recht ausfüllen. Und das hat nichts mit ihrem digitalen Ansatz zu tun und dass dieser zu disruptiv wäre, wie manche Krypto-Enthusiasten gerne behaupten. Denn der digitale Ansatz stellt, mit Blick auf Online Banking, Kreditkarten-Systeme und E-Wallets, nun wahrlich keine Revolution mehr dar. Daran kann man eine mangelnde Adaption von Kryptowährungen also kaum festmachen. Dennoch machen sie wesentlich mehr Schlagzeilen als Spekulationsobjekte, deren Werte in vergleichsweise kurzer Zeit massiv schwanken können. Von einer Adaption als Zahlungsmittel ist aber selbst Bitcoin, die mit Anstand bekannteste Kryptowährung, noch weit entfernt.
Das liegt ironischerweise daran, dass einer der angeblichen Vorteile von Kryptowährungen – nämlich ihre Dezentralisierung – eigentlich ein massiver Nachteil ist, wenn man ein valides und verlässliches Zahlungsmittel etablieren will. Denn wenn man jemanden bezahlt, vor allem im Rahmen von Online-Transaktionen, wo man als Käufer typischerweise in Vorleistung tritt, dann will man natürlich auch die Waren erhalten. Sollten diese nicht recht zeitnah eintreffen, dann kann man sich an PayPal oder an seine Online-Bank wenden und die Stornierung der Zahlung veranlassen, bzw. diese ggf. auch rechtlich geltend machen, sofern man tatsächlich niemals etwas erhalten hat (oder die Ware nicht der Beschreibung entsprach). Es gibt folglich relativ viele Mechanismen, die Verbraucher davor bewahren, bei diesem Vertrauensvorschuss über den Tisch gezogen zu werden. Doch die sind nur möglich, weil die Zahlungsvorgänge über einen beglaubigten und an klare Gesetze gebundenen Dienstleister abgewickelt werden, der das Geld auch wieder zurückholen kann! Elektronisches Geld „hin oder her“, möchte man sagen.
Im Falle von Kryptowährungen ist das jedoch nicht möglich, weil diese über eine zentrale Datenbank abgewickelt werden, die alle Transaktionen sequentiell einpflegt. Will man etwas stornieren, müsste man quasi die Mehrheit der Community überzeugen, sämtliche Transaktionen bis zur eigenen (zu stornierenden) Transaktionen als null und nichtig zu erklären! Und das wird kaum passieren.
Im Sinne des Verbraucherschutz ist dezentralisiertes, elektronisches Geld also eigentlich überhaupt kein Vorteil, sondern absolut schlecht, weil es die Käufer in einem derart sich selbst überlassenen Markt klar begünstigt. Ferner ist die dezentralisierte Natur von Bitcoin und Co. auch der Hauptgrund, warum sich Kryptowährungen eher als Spekulationsobjekt und weniger als elektronisches Geld im Sinne einer Währung durchsetzen. Denn das Anreizsystem auf einem weitgehend unregulierten Markt ist nun mal eines, das spekulative Allüren bedient. Tatsächlich wurden die Zentralbanken damals eingeführt, um einen sich selbst überlassenen Geldmarkt, der getrieben von eskalierenden Marktentwicklungen immer wieder gecrasht ist, beherrschbar zu machen.
Zumal die Abwesenheit einer (regulierenden) politischen Zentralisierung nicht verhindert (eher sogar begünstigt), dass sich wirtschaftliche Zentralisierungen bilden. So sind die Exchanges, Miner und frühen Anteilseigner bei Kryptowährungen gegenüber allen anderen Teilnehmern massiv im Vorteil, da sie rein strategisch bestens positioniert sind, die meisten Anteile zu akkumulieren. Vor allem wenn man weiß, dass unter den frühen Anteilseignern naturgemäß jene sind, die neue Kryptowährungen emittieren …. in einem weitgehend unregulierten Umfeld. Was soll da nur schief gehen? Und wer wäre so zynisch, dass „dezentralisiert“ zu nennen?
Welche Arten von elektronischem Geld gibt es?
Im Grunde kann man hier nur zwischen elektronischem Buchgeld, das auf nationalen Währungen basiert, und den Kryptowährungen, als geldpolitisch sehr unausgegorenem Ansatz, unterscheiden. Zwar gibt es auch noch Anbieter diverser E-Wallet Services, wie PayPal, Neteller, Skrill etc. Doch diese hantieren im Kern auch nur mit elektronischen Euros, Dollars usw. und unterliegen der Aufsicht von Finanzbehörden. Im Grunde genommen sind sie Zahlungsdienstleister, die den Banken einen Teil ihres Kerngeschäfts (Überweisungen und Geldempfang) streitig machen. Banken und Finanzinstitute arbeiten im Gegenzug oft mit Netzwerkprozessoren für elektronisches Geld zusammen (bspw. Visa und Mastercard), um ihren Kunden entsprechende Karten ausstellen zu können. Auch E-Wallets bieten ihren Kunden zum Teil mittlerweile Karten, die auf Basis von entsprechenden Partnerschaften mit diesen Netzwerkbetreibern möglich sind, an.
Eine relative Besonderheit wäre noch der Anbieter Paysafecard. Bei Paysafecard handelt es sich um Prepaid Gutscheincodes, die man 1 zu 1 gegen Bargeld (oder auch online) kaufen kann. Anschließend kann man mittels Paysafecard bei allen Onlinehändlern Waren und Dienstleitungen erstehen, die Paysafecard akzeptieren. Da Paysafecard sich über die teilnehmenden Händler finanziert, treten für Nutzer von Paysafecard keine Bearbeitungsgebühren auf, wenn sie Paysafecard Guthaben erstehen. Jede Zahlung wird direkt 1 zu 1 umgewandelt – ohne Abzüge! Somit stellt Paysafecard auch einen pfiffigen Weg dar, Bargeld direkt in elektronisches Geld umzuwandeln. Paysafecard selbst agiert dabei quasi als universaler Gutschein, der an allen teilnehmenden Stellen akzeptiert wird. Bei einer Bezahlung mit Bargeld müssen allerdings recht rigide Obergrenzen akzeptiert werden, da Paysafecard sich andernfalls zu offensichtlich für Geldwäsche anbieten würde.
Wird elektronisches Geld irgendwann den ganzen Zahlungsverkehr regeln?
Viele Menschen nutzen elektronisches Geld auf vielfältige Weise. Dazu gehört der Empfang von Gehaltsschecks durch direkte Einzahlungen, das Verschieben von Geld von einem Konto auf ein anderes über elektronische Überweisungen oder das Ausgeben von Geld mit Kreditkarten und Debitkarten. Während Bargeld in bestimmten Situationen immer noch von Vorteil ist, hat seine Rolle im Laufe der Zeit allmählich abgenommen. Viele Verbraucher und Unternehmen sind der Auffassung, dass elektronisches Geld für nahezu alle Bereiche des Tagesgeschäfts sicherer und bequemer ist, weil es nicht verlegt werden kann und es wird von Händlern landesweit weitgehend akzeptiert – in erster Linie durch seit Jahrzehnten gewachsene Zahlungsverarbeitungsnetzwerke, wie Visa und Mastercard.
Obwohl elektronisches Geld gefühlt immer mehr zur Norm wird und oft als die sicherere und transparentere Alternative zur physischen Währung gefeiert wird, bedeutet dies nicht, dass es ohne intrinsische Risiken und Schwachstellen auskommt. Zum Beispiel wird Betrug zu einem Problem, wenn Geld von einer Partei zur anderen überwiesen werden kann, ohne dass die wahre Identität beider Vertragspartner physisch überprüft werden muss (siehe: Kryptowährungen). Elektronische Transaktionen eignen sich auch dafür, diskreter zu sein und sich daher leichter vor den Steuerbehörden zu verstecken (bspw. über Scheinidentitäten und Strohmänner), was elektronisches Geld zu einem potenziellen und unfreiwilligen Komplizen der Steuerhinterziehung sowie der Geldwäsche macht. Und zu guter Letzt sind die Computersysteme, die für die Durchführung elektronischer Transaktionen verantwortlich sind, nicht perfekt. Es ist durchaus denkbar, dass sie aufgrund von Systemfehlern schief gehen oder durch Hacker manipuliert werden können.
Bargeld wird auch mittelfristig wohl kaum ganz verschwinden – auch wenn es nahezu unweigerlich weiter an Traktion verlieren wird. Allein schon weil die volkswirtschaftlichen Kosten für die Wahrung eines Bargeldsystems in der bisherigen Größenordnung immer schwerer zu rechtfertigen sein werden, sofern die Nachfrage danach weiter abnimmt. Insofern ist elektronisches Geld die Zukunft – jedoch nicht die alleinige. Denn Bargeld hat, eben weil es gerade nicht elektronisch ist, auch einige Vorteile:
- Es ist immer noch DIE intuitive Art zu bezahlen, wenn es um Bezahlungen vor Ort geht.
- Für private Geldgeschäfte oder klassische „Second Hand“ Geschäfte vor Ort (Taschengeld, Schenkungen, Flohmarkt etc.) ist Bargeld immer noch am besten geeignet.
- Es kann nicht aufgrund eines Systemfehlers oder durch Hacking beeinflusst werden. Das macht Bargeld quasi zu einer Art fiskalischer Krisensicherung für jede Volkswirtschaft. Selbst in Krisenzeiten kann Bargeld noch seinem grundsätzlichen Zweck nachkommen. Sogar dann, wenn über der Kasse die Lichter flackern!